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Pressestimmen

„Das kennt man eigentlich nur von Felix Mitterer“

Die Presse über „Die stillen Nächte des Ludwig Rainer“

Kronen Zeitung:

Krone Kritik Rainer 1

Stimmen aus der Literaturwissenschaft
von Eva-Maria Müller


Hakon Hirzenbergers Stück um die schillernde Figur des Zillertaler Nationalsängers Ludwig Rainer besticht neben biographischer Genauigkeit und lokaler Authentizität vor allem durch die aktuelle Relevanz jener Themen, die seit dem Zeitalter der Rainer das Zillertal, Tirol, und gar Österreich – unsere selbsternannte Alpenrepublik – geprägt haben: es geht um ein Verständnis von Musik, Kultur, und Heimat als Ressource, die weit über die eigene Identitätsbildung hinaus, als Treibstoff für die Tourismuswirtschaft verzweckt wird.

Die Figur des Ludwig Rainer fällt in eine Zeit, in der Berge nicht nur als Hindernisse auf Handelsrouten gesehen wurden, sondern selbst Zentren des Handels wurden. Diesen Handlungsspielraum nützt Hakon Hirzenberger erfolgreich indem er Rainer zum Beispiel nehmend ein Geschichte des Zählens und Erzählens mit alpinem Kulturgut auf die Bühne bringt, die weit über die Figur des Nationalsängers hinausgeht.

Inhaltlich zeigt es die Entwicklung einer Marke ‚Tirol’, einer Verdinglichung alpiner Musik und Tracht, und einer Verhärtung kultureller Besonderheiten durch Kommerzialisierung. Im 19. Jahrhundert, in der Welt und Zeit des Ludwig Rainer, wurde die Basis für das Geschäft mit den Bergen und allem ‚Bergischen’ gelegt. Selbst Andreas Hofer hat im david’schen Kampf gegen Napoleon dazu beigetragen eine gewisse Tiroler Identität international bekannt zu machen. Das furchtlos Rebellische bleibt auch zweihundert Jahre später Teil der gelebten und vermarkteten alpinen Kultur. Spätestens wenn die Zillertaler Volkssänger auf der Nebenbühne im SteudlTenn die Tiroler Landeshymne anstimmen und dem gefallenen Hofer und gefallenden Rainer ein „Ade, mein Land Tirol“ nachsingen, wird deutlich, dass sie nicht nur dem historischen Helden sondern vor allem dem drohenden kulturellen Verlust nachtrauern.

Denn formell wird in Hirzenbergers Stück ein tiefes Bedürfnis dargestellt, Zillertaler Kultur aus den versteinernden Zwängen des überzüchteten Bergtourismus zu befreien. Diesen Befreiungsschlag leistet Hirzenberger indem er die Unzufriedenheit mit und die Notwendigkeit für Heimat ebenso anspricht, wie die Not der Kulturschaffenden zwischen künstlerischem Idealismus und wirtschaftlicher Selbsterhaltung zu schreiben.

Bergromantik, Volksmusik, Humor, und schamlose (Selbst-)Kritik verweben sich im SteudlTENN zu eindrucksvollem Theaterstoff. Die Stille Nächte des Ludwig Rainer sind nicht nur inhaltlich mit den großen regionalen und (inter)nationalen Bergdramen verwandt, sondern zeigen auf bemerkenswerte Art und Weise, dass Kultur in der Balance des Kommen und Gehens wächst. Dass das Zillertal durchaus fruchtbaren Boden für zeitgenössische Kultur und mehr als Alpenkitsch bietet, und die Zillertaler selbst mehr als saufen und verkaufen können, wird in dieser Steudler Nacht spürbar.

Wenngleich die Scheune in Uderns für einen Theaterautor dieser künstlerischen Größe, kaum die Bretter, die, die Welt bedeuten, sind, können Hakon Hirzenbergers Stücke und das Projekt SteudlTENN um die Abendstein Schwestern Bernadette und Barbara, die Welt für die Zillertaler Kulturlandschaft und weit darüber hinaus bedeuten.

Mit Dank und Begeisterung aus den Vergleichenden Bergliteraturwissenschaften,
Eva-Maria Müller